Das Caligari-Experiment (D 2014)

Dieser filmerklärende Film stellt die erste große Kooperation zwischen der Johannes Gutenberg-Universität und der Hochschule Mainz im Bereich Film dar. Unter der Leitung von Dr. Roman Mauer (JGU) und Prof. Dr. Thomas Meder (HS) konzipierten und gestalteten zwischen 2012 und 2014 Masterstudierende der Filmwissenschaft/Mediendramaturgie und der Lehreinheit Zeitbasierte Medien einen Filmessay von 32 Minuten Länge, der den Stummfilmklassiker Das Cabinet des Dr. Caligari (D 1920, R: Robert Wiene) kontextualisiert. Gefördert wurde das Projekt von dem Forschungsschwerpunkt Medienkonvergenz (JGU), dem Institut für Mediengestaltung (HS), der Deutschen Kinemathek (Berlin) und der Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung (Wiesbaden).

Hier geht es zum Film.

Anlass war die aufwändige Restauration von Das Cabinet des Dr. Caligari durch die Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung. Diese restaurierte Fassung wurde – wie zuvor bei Fritz Langs Metropolis (D 1927) – im Rahmen der Berlinale 2014 unter Begleitung der Berliner Philharmoniker neu aufgeführt und durch die Sender ZDF und Arte ausgestrahlt.. In Kooperation mit der Murnau-Stiftung ist das Studierendenprojekt Das Caligari-Experiment (D 2014, R: Katja Dusold) als filmtextologischer Beitrag konzipiert. Auf den ersten Blick entsprachen die Produktionsbereiche im Wesentlichen den Schwerpunkten der Studiengänge – Recherche und Drehbuch lag federführend in den Händen der Filmwissenschaft und Mediendramaturgie, die filmpraktische Realisierung bei den Design-Studierenden der Hochschule –, dennoch war das Lehrprojekt von Anfang bis Ende als gemeinsamer Kurs angelegt, so dass in allen Etappen Theoretiker wie Praktiker zusammenarbeiten konnten und wechselweise Einfluss nahmen.

Der Film wurde von den Studierenden als Hybrid zwischen Dokumentar-, Spiel- und Essayfilm angelegt. Das Caligari-Experiment erzählt von einem Mann, der sich auf Spurensuche in die Caligari-Welt begibt und sich dort zunehmend verliert. Der dokumentarische Pfad dieser Suche besteht aus Interviews mit Fachleuten aus Architektur, Medizingeschichte, Psychiatrie und Kunst, erweitert um Analysen und Interpretationen in Form von Animationen, Filmausschnitten, Querschnitten durch den künstlerischen und filmischen Expressionismus sowie aus historischen Kontextualisierungen mit Produktionszeichnungen, Filmbauten und seltenem Filmmaterial aus der Zeit des Ersten Weltkrieges. Die Murnau-Stiftung und die Deutsche Kinemathek Berlin öffneten hier hilfsbereit ihre Archive und stellten das Material für den Filmessay zur Verfügung.

Das Projekt beleuchtet die Entstehungs- und Rezeptionsgeschichte von Das Cabinet des Dr. Caligari, untersucht die stilistische Spannung zwischen der „naturalistischen“ Rahmung und dem expressionistischem Set-Design in ihrer narrativen und rezeptionsästhetischen Bedeutung, situiert diese Betrachtung im Kontext der zeitgenössischen Strömungen der Bildenden Künste, ordnet das Werk in den expressionistischen Films des Weimarer Kinos ein und widmet sich im zweiten Teil den historischen Umständen: den traumatischen Auswirkungen des Ersten Weltkriegs, den damaligen Bedingungen der Psychiatrie und den psychoanalytischen Implikationen. Ziel war es, die analytischen Instrumente des Mediums Film produktiv zu nutzen, um diesen ikonischen Stummfilm zur Anschauung und Erkenntnis zu führen.

Das Caligari-Experiment (D 2014, 32 Min.)

Regie: Katja Dusold
Gesamtleitung: Roman Mauer / Thomas Meder
Interviewpartner: Dr. Dieter Bartetzko ✝, Dr. Olaf Brill, Prof. Dr. Cay-Rüdiger Prüll, Dr. Jürgen Wettig
Darsteller: Arthur Oppenländer, Sarah Többen; Sprecher: Stefanie Kampe, Christian Furrer
Drehbuch: Isabelle Bastian, Nadja Burchert, Nils Dobrzinsky, Katja Dusold, Julia Frerking, Jasmin Grünig, Steffen Schneider, Kirsten Schönig, Michelle Weber

Kamera: Matthias Gathof, Andreas Kaufmann

Montage: Matthias Reis

Ton und Musik: Martin Pfanzer

Mischung: Ralf Schönwiese

Animationen: Thomas Heun, Sebastian Heger, Sophia Sauer

Ausstattung, Maske, Kostüm: Jamie Niederer

Produktionsleitung: Timo Dicke, Lisa Hohenstein

Gefördert durch:
Forschungsschwerpunkt Medienkonvergenz, JGU Mainz
Institut für Mediengestaltung, HS Mainz
Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung, Wiesbaden