Akira Kurosawa - Zum Verhältnis von Autor und Produktionssystem
Die Vorstellung vom filmischen auteur romantischer Prägung - wie sie erstmals von den Kritikern der Cahiers du Cinéma formuliert und später von den Poststrukturalisten wieder verworfen wurde - scheint im filmwissenschaftlichen Diskurs kaum noch eine Rolle zu spielen. Dennoch erfreut sich der filmische Autor weiterhin größter Beliebtheit – ob Werkschauen, Biographien, filmwissenschaftliche Schriften oder Zuschauerrezeption – der Regisseur im Sinne des auteur wird immer wieder gerne als Bezugspunkt und Schlüsselfigur zur Rezeption und Analyse eines filmischen Werkes zur Hand genommen. Um diesem Paradox auf den Grund zu gehen und die verschiedenen, differierenden Positionen ggf. zusammenzuführen, will diese Arbeit die Autorentheorie und andere (intertextuelle/poststrukturalistische) Überlegungen nicht so sehr als konkurrierende, sich widersprechende und ersetzende Systeme verstehen, sondern als fruchtbare Ergänzungen, welche in Form des intertextuellen Autors zusammengeführt werden können. In diesem Sinne soll gerade die konnotative Funktion des Filmemachers als der eigentliche „genuine Schöpfungsakt“ verstanden werden und nicht etwa als Beweis für den „Tod des Autors." Diese Arbeit will daher Parameter für die Analyse und Beschreibung einer intertextuellen Autorschaft formulieren, welche eine fruchtbare und vielfältige Erschließung eines Werkes möglich machen und daher eine vor allem praktische, filmwissenschaftliche Funktion erfüllen sollen. In diesem Sinne wird sich die Arbeit mit den Werken des Filmemachers Akira Kurosawa beschäftigen und an dessen Oeuvre die Parameter des intertextuellen Autors ausarbeiten und erproben. Dabei soll vor allem Kurosawas Schaffen innerhalb des Studiosystems und in Bezug auf filmische Produktionssysteme betrachtet werden. Kurosawa wurde deshalb gewählt, da sein Werk besonders stark von Spannungsverhältnissen geprägt zu sein scheint (Autorenfilmer vs. traditioneller Studioregisseur, westlicher vs. japanische Filmemacher) und auch seine Themen/Stil von starken intertextuellen Bezügen geprägt sind.