Dr. Roman Mauer

S. Erzählweisen und Dramaturgien: Filmische Utopien im Grenzbereich von Fiktion und Non-Fiktion

Dozent:innen: Dr. Roman Mauer
Kurzname: S Erzählweisen
Kurs-Nr.: 05.054.16_730
Kurstyp: Seminar
Format: online

Voraussetzungen / Organisatorisches

Das Seminar kann nur gemeinsam mit dem Selbstlernseminar (SLS) "Angeleitete Sichtung zum Seminar“ besucht werden! Die Anmeldung dazu erfolgt nach der 3. Lehrveranstaltungsanmeldephase durch das Studienbüro FTMK. 

Hinweis für Studierende der PO 2011:
Die Teilnahme am „SLS. Angeleitete Sichtung“ ist eine verpflichtende Studienleistung.

Dieses Seminar/diese Übung ist ein digitales Lehrangebot. Der*die Veranstaltungsleiter*in wird Sie rechtzeitig vor Vorlesungsbeginn über die genutzten digitalen Tools sowie den geplanten Ablauf des Seminars informieren. Damit Sie alle notwendigen Informationen zuverlässig erhalten, bitten wir Sie dringend, regelmäßig das Postfach Ihres Unimail-Accounts zu kontrollieren.

Empfohlene Literatur


  1. Aguayo, Angela J.: Documentary resistance  social change and participatory media. New York: Oxford University Press, 2019.
  2. Austin, Thomas; Wilma de Jong (Hrsg.): Rethinking Documentary: New Perspectives, New Practices. Maidenhead, 2008.
  3. Beyerle, Monika: Authentisierungsstrategien im Dokumentarfilm: Das amerikanische Direct Cinema der 60er Jahre. Frankfurt/Main, 1997.
  4. Biressi, Anita / Heather Nunn: Reality TV: Realism and Revelation: London, 2005.
  5. Blum, Philipp: Experimente zwischen Dokumentar- und Spielfilm: zu Theorie und Praxis eines ästhetisch 'queeren' Filmensembles. Marburg: Schüren Verlag, 2017.
  6. Bruzzi, Stella: New Documentary: A Critical Introduction. London, 2005.
  7. Büttner, Elisabeth / Öhner, Vrääth / Stölzl, Lena (Hrsg.): Sichtbar machen: Politiken des Dokumentarfilms. Berlin: Vorwerk 8, 2018.
  8. Figl, Andrea: Webdoku : Geschichte, Technik, Dramaturgie. Konstanz; München: UVK, 2015.
  9. Hedemann, Katrin: Kommunikation ökologischer Probleme im nonfiktionalen Film: Gesellschaftskritik und alternative Handlungsentwürfe. Siegen : Universitätsbibliothek der Universität Siegen, 2019.
  10. Heinze, Carsten / Weber, Thomas (Hrsg.): Medienkulturen des Dokumentarischen. Wiesbaden: Springer Fachmedien Wiesbaden, 2017.
  11. Herlo, Bianca: Zwischen individuellem und kollektivem Gedächtnis : Erinnern und Erzählen im biografischen Dokumentarfilm. Bielefeld: transcript, 2018. 
  12. Hißnauer, Christian: Fernsehdokumentarismus: theoretische Näherungen, pragmatische Abgrenzungen, begriffliche Klärungen. Konstanz: UVK-Verl.-Ges., 2011. (Close up; 23)
  13. Hoffmann, Kay; Richard Kilborn; Werner C. Barg (Hrsg.): Spiel mit der Wirklichkeit. Zur Entwicklung doku-fiktionaler Formate in Film und Fernsehen. Konstanz 2012. (Close up; 22)
  14. Hoffmann, Kay et al. (Hrsg.): Protest - Film - Bewegung: neue Wege im Dokumentarischen. München: edition text + kritik, 2015.
  15. Hohenberger, Eva (Hrsg.): Bilder des Wirklichen. Texte zur Theorie des Dokumentarfilms. Berlin: Vorwerk 8, 4. Auflage 2012.
  16. Juhasz, Alexandra / Lerner, Jesse: F is for phony : fake documentary and truth's undoing. Minneapolis: University of Minnesota Press, 2006. 
  17. Kahana, Jonathan (Hrsg.): The documentary film reader: history, theory, criticism. New York: Oxford University Press, 2016.
  18. Kaul, Susanne  / Stefan Lange (Hrsg.): Politische Ziele und ästhetische Strategien von Umweltdokumentarfilmen - Eine interdisziplinäre Annäherung. Braunschweig : Thünen-Institut, Bundesforschungsinstitut für Ländliche Räume, Wald und Fischerei, 2020.
  19. Kirsten, Guido: Filmischer Realismus. Marburg 2013. (Zürcher Filmstudien, 32)
  20. Lindinger, Steffen: Die Kamera als Monster: der dokumentarische Modus im neueren Horrorfilm. Baden-Baden: Nomos, 2014.
  21. Link, Bettina Maren: Geschichte im Doku-Drama: Fakten und Fiktion in "Todesspiel" von Heinrich Breloer [elektronische ressource]. Frankfurt (Main), Univ., Magisterarbeit, 2010.
  22. Lipp, Thorolf: Spielarten des Dokumentarischen. Einführung in Geschichte und Theorie des Nonfiktionalen Films. Marburg: Schüren, 2. überar. Aufl. 2016.
  23. Most, Stephen: Stories make the world : reflections on storytelling and the art of the documentary. New York: Berghahn Books, 2017.
  24. Mundhenke, Florian: Zwischen Dokumentar- und Spielfilm: Zur Repräsentation und Rezeption von Hybrid-Formen. Wiesbaden: Springer Fachmedien Wiesbaden, 2017.
  25. Nichols, Bill: Introduction to Documentary. Bloomington: Indiana University Press, 3. überar. Aufl. 2017.
  26. Odin, Roger: Kommunikationsräume. Einführung in die Semiopragmatik, hrsg. von Guido Kirsten, Magali Trautmann, Philipp Blum und Laura Katharina Mücke. oabooks, 2019. DOI:  10.33767/OSF.IO/6Z974.
  27. Saunders, Dave: Documentary. London [u.a.] 2010.
  28. Schölderle, Thomas:Utopia und Utopie: Thomas Morus, die Geschichte der Utopie und die Kontroverse um ihren Begriff. Baden-Baden: Nomos 2011.
  29. Sieber, Gerald: Reenactment : Formen und Funktionen eines geschichtsdokumentarischen Darstellungsmittels. Marburg: Schüren 2016.
  30. Spiegel, Simon: Bilder einer besseren Welt : die Utopie im nichtfiktionalen Film. Marburg: Schüren, 2019.
  31. (Zürcher Filmstudien, 40)
  32. Tueth, Michael: Reeling with laughter: American film comedies – from anarchy to mockumentary. Lanham, Md. [u.a.] 2012.
  33. Winston, Brian (Hrsg.): The Documentary film book. London : BFI u.a., 2013.


 



 

Inhalt

Spielfilme, die sich als Dokumentarfilm tarnen, Dokumentarfilme, die als Animation realisiert werden oder einer ausgeklügelten Spielfilm-Dramaturgie folgen, Blockbuster-Dokumentarfilme, die das Budget eines Spielfilms verschlingen: Der Glaube an eine objektive Darstellung der Wirklichkeit, wie er noch von den Bewegungen Cinéma Verité und Direct Cinema propagiert wurde, ist längst einem postklassischen, postmodernen, selbstreflexiven, parodistischen oder opulenten Spiel mit Realitätseffekten und Stilmerkmalen des Dokumentarischen gewichen, das von Fernseh- & Kino-Zuschauenden und Internet-Usern als unterhaltend genossen wird. Handkamera, Jump-Cuts, Laiendarsteller, nicht-perfekte Bilder, Blicke in die Kamera, die einstmals als Garant für authentische Aufnahmen standen, werden in Mockumentaries persifliert oder im Found-Footage-Fantasyfilm mit der computergenerierten Imagination des Digitalen Kinos kombiniert. Die „New Documentaries“ wiederum stellen gezielt die Subjektivität der persönlichen Sicht und die Konstruktion medialer Wirklichkeit aus oder koppeln Fakten und Interviewaussagen über Comic-Animationen referentiell ab. Naturdokumentationen eröffnen sensationelle Einblicke in hyperrealer Perfektion. Docutainment, Doku-Fiktion, Doku-Soap, Doku-Drama sind im Fernsehen omnipräsent.

In diesem Seminar interessiert uns das utopische Potential, das in diesem Grenzbereich von Fiktion und Non-Fiktion entfesselt werden kann: Denn Vorstellungen von idealen Gesellschaften, Gedankenexperimente zu besseren Welten, wie sie in der literarischen und filmischen Utopie entwickelt werden, vermischen seit ihren Anfängen reale und fiktionale Momente. Wie Simon Spiegels Forschung nahelegt (Spiegel 2019), scheint sich die filmische Utopie eher ausgehend vom Nonfiktionalen zu entfalten und hat sich im Spielfilm allein schwer getan (im Gegensatz zur Dystopie). Wie können uns filmische Utopien helfen, den aktuellen Krisen Lösungsmodelle gegenüberzustellen? Allerdings sind dabei die Grenzen zum Propagandafilm fließend. Gerade dieses Spannungsfeld im Koordinatenkreuz von Fakt/Fiktion, Realität/Utopie wirft (ethische) Fragen nach Sinn und Erkenntnis, Realitätsverlust und Verführung auf.  Angesichts des Booms an Gattungshybriden, der Fiktionalisierung des Dokumentarischen und nicht zuletzt den digitalen Möglichkeiten fragen wir uns aber auch: Woraus leiten wir als Zuschauer die Überzeugungskraft medialer Weltvermittlung ab? Wo setzen wir in einer mediatisierten Gesellschaft noch den Bezugspunkt, der es uns erlaubt, zwischen Wahrheit und Lüge oder Realität und Utopie zu unterscheiden? 
 

Termine

Datum (Wochentag) Zeit Ort
19.10.2021 (Dienstag) 10:15 - 11:45 Online
26.10.2021 (Dienstag) 10:15 - 11:45 Online
02.11.2021 (Dienstag) 10:15 - 11:45 Online
09.11.2021 (Dienstag) 10:15 - 11:45 Online
16.11.2021 (Dienstag) 10:15 - 11:45 Online
23.11.2021 (Dienstag) 10:15 - 11:45 Online
30.11.2021 (Dienstag) 10:15 - 11:45 Online
07.12.2021 (Dienstag) 10:15 - 11:45 Online
14.12.2021 (Dienstag) 10:15 - 11:45 Online
04.01.2022 (Dienstag) 10:15 - 11:45 Online
11.01.2022 (Dienstag) 10:15 - 11:45 Online
18.01.2022 (Dienstag) 10:15 - 11:45 Online
25.01.2022 (Dienstag) 10:15 - 11:45 Online
01.02.2022 (Dienstag) 10:15 - 11:45 Online