Fiktionale Kurzfilme: Film | Raum | Atmosphäre
In der Fokussierung auf die filmwissenschaftlichen sowie -theoretischen Begriffe von ‚Raum‘ und ‚Atmosphäre‘ stellte sich dem Kurzfilmjahrgang 2018 unter der Leitung von Laura Katharina Mücke die Aufgabe, einen außergewöhnlichen Versuch zur Inszenierung eines Raums mit besonderer Atmosphäre zu wagen. Der Fokus lag damit gezielt auf der technischen Realisierung abstraker Ideen, während die Arbeit an Dialogen eher in den Hintergrund trat. In der Bearbeitung entstanden gänzlich heterogene Zugriffe auf beide Begriffe, die erwiesen, in welcher Vielfalt Räumlichkeit im Film denkbar ist: als tatsächlicher Raum und imaginärer, als farbiger und farbloser, als wirklicher und unwirklicher, als unsichtbarer und sichtbargemachter Raum, als abstrakter oder konventioneller Raum und nicht zuletzt als ein Konglomerat aus visuellem und auditivem Raum.
Entstandene Projekte:
A Moment of Ease (Thassilo Vahlenkamp)
Auf der Kippe (Caroline Zimmermann)
Augenzeugen (Andreas Reinhart, Sophie Dittmer)
Die Farben unserer ersten Begegnung (Clara Schuster)
Die Wachen (Jonathan Pagels)
Living Colors (Tom Fichtner)
Videoessays: Das Unsichtbare im Film
Film ist zunächst ein visuelles Medium. Er lebt von der Faszination und Attraktion des Sichtbaren. Nach der Erfindung des Kinematographen war es vor allem die äußere Wirklichkeit, die reproduziert wurde (z.B. von den Gebrüdern Lumière) und die in ihren Nuancen, ihrer Genauigkeit und Bewegtheit das Publikum begeisterte. Als der Film zu erzählen begann, war er gezwungen, sein ästhetisches Spektrum auszuweiten. Das Unsichtbare sichtbar zu machen, wurde zur Notwendigkeit und für das visuelle Medium zur besonderen Herausforderung. Wie lässt sich zeigen, was im Inneren von Protagonist*innen vorgeht? In ihren Gedanken, Erinnerungen, Träumen? Wie lässt sich vermitteln, was zeitgleich zur Situation hinter den Wänden und in anderen Räumen stattfindet? Wie lässt sich von übernatürlichen, jenseitigen Phänomenen erzählen: von der Welt der Geister, Götter und Phantome? Filmemacher*innen experimentierten mit Techniken der Doppel- und Mehrfachbelichtung, des Split-Screens, der Zeitlupe, der Deformation der Texturen. Die erste Phase der künstlerischen Entwicklung des Films, die ihren Höhepunkt in den 1920er Jahren fand, war geprägt von dem Anspruch – ja, wurde geradezu provoziert durch die Herausforderung, das Unsichtbare zu visualisieren. Mit der Einführung des Tonfilms trat eine akustische Welt hinzu, die das Filmbild unsichtbar (aber hörbar) umgab und neue Möglichkeiten der Evozierung des Unsichtbaren ergänzte: Das Off des sichtbaren Bildes wird über das Ohr auf andere Weise (u.a. auch über akusmatische Stimmen) rezipierbar und auf einer inneren Bühne erfahrbar. In den 1960ern waren es die Drogenerfahrungen einer ganzen Generation, die dazu führten, dass die Halluzinationen der Psychonauten in Rauschdarstellungen Konjunktur hatten. Im Zuge der Digitalisierung verschärft sich zunehmend die Diskrepanz zwischen Sichtbarkeit und Unsichtbarkeit. Durch CGI-Effekte kann jegliche, noch so phantastische Vorstellung zur Anschauung gebracht werden, zugleich entzieht sich die digitale Technik (in Datenströmen aus Nullen und Einsen) der Sichtbarkeit.
Die 2018 im Kurs entstandenen Videoessays widmen sich exemplarisch zentralen Aspekten des Themas:
Geister im Film (Corinna Zehm, Johanna Böther)
Das unendliche Off (Ria Krämer, Marie Schommer)
Erinnerungen im Film (Jasmin Kimmel)
Träume im Film (Erika Stobbe, Isabel Zylla)
Psychonauten: Rausch im Film (Timo Güdemann, Simon Schneider)
Akusmatische Stimmen (Stefanie Wahl, Anna Christina Kupffer)
Internet im Film (Larissa Reznicek, Luisa Wackernagel)
Die Videos sind passwortgeschützt. Das Passwort kann bei Dr. Roman Mauer erfragt werden.