Dr. Roman Mauer

S. Erzählweisen und Dramaturgien: Building Imaginary Worlds: Die Poetologie des filmischen Raums

Dozent:innen: Dr. Roman Mauer
Kurzname: S Erzählweisen
Kurs-Nr.: 05.054.16_730
Kurstyp: Seminar

Voraussetzungen / Organisatorisches

Das Seminar kann nur gemeinsam mit dem „SLS. Angeleitete Sichtung zum S.“ besucht werden! Die Anmeldung zur Sichtung erfolgt nach der 3. Lehrveranstaltungsanmeldephase durch das Studienbüro FTMK.

Hinweis für Studierende der PO 2011:
Die Teilnahme am „SLS. Angeleitete Sichtung“ ist eine verpflichtende Studienleistung.

Empfohlene Literatur


  1. Allen, Steven / Møllegaard, Kirsten (Hrsg.) (2020): Narratives of place in literature and film. London, New York: Routledge.
  2. Alexander, L.A. (2013): Fictional Worlds. Traditions in Narrative and the Age of Visual Culture. CreateSpace Independent Publishing Platform.  
  3. Bachelard, Gaston (2020): Poetik des Raums. Frankfurt am Main. Fischer.
  4. Binotto, Johannes (Hrsg.) (2017): Film | Architektur: Perspektiven des Kinos auf den Raum. Mit Zeichnungen von Yves Netzhammer. Gütersloh; Berlin : Bauverlag; Basel: Birkhäuser 2017.
  5. Engelke, Henning (Hrsg.) (2012): Film als Raumkunst : historische Perspektiven und aktuelle Methoden . Marburg: Schüren.
  6. Higgins, Evan (2017): The Allure of Choice: Agency  and Worldbuilding in Branching-Path, Transmedia Universes. 
  7.  Khouloki, Rayd (2009): Der filmische Raum. Konstruktion, Wahrnehmung, Bedeutung.
  8. Berlin: Bertz-Fischer.  
  9. Lotman, Jurij M. (1993): Die Struktur literarischer Texte. München: Fink. 
  10. Mauer, Roman (Hrsg.) (2010): Das Meer im Film. München: edition text + kritik.
  11. Pavel, Thomas (1986): Fictional Worlds. Cambridge, Mass: Harvard University Press. 
  12. Proctor, William and McCulloch, Richard (Hrsg.) (2016): “Exploring imaginary worlds: Audiences, fan cultures and geographies of the imagination,” themed section. In: Participations. Journal of Audience and Reception Studies, 3:1, n.p. www.participations.orgVolume%2013/Issue%201/S3/2.pdf] 
  13. Renner, Karl N. (2004): „Grenze und Ereignis Weiterführende Überlegungen zum Ereigniskonzept von Jurij M. Lotman.“ In: Frank, Gustav/Lukas, Wolfgang (Hg.): Norm – Grenze – Abweichung. Kultursemiotische Studien zu Literatur, Medien und Wirtschaft. Festschrift für Michael Titzmann. Passau: Verlag Karl Stutz, S.357-381.
  14. Ryan, Marie-Laure (Hrsg.) (2004): Narrative across media : the languages of storytelling. Lincoln [u.a.] : Univ. of Nebraska Press, 2004. [darin: david herman: toward a transmedial narratology]
  15. Ryan,Marie-Laure / Jan-Noël Thon (Hrsg.) (2014): Storyworlds across Media. Toward a Media-Conscious Narratology.Lincoln, London: University of Nebraska Press. 
  16. Schmidt, Oliver (2013): Hybride Räume: Filmwelten im Hollywood-Kino der Jahrtausendwende. Marburg: Schüren.
  17. Verino, Jessie (2010): Fundamentals of World Building. Houston: L&L Dreamspell. 
  18. Wolf, Mark J. P.  (2012): Building Imaginary Worlds: The Theory and History of Subcreation. New York, London: Routledge.
  19. Wolf, Mark J. P. (Hrsg.) (2018): The Routledge companion to imaginary worlds. New York; London : Routledge. 
  20. Wolf, Mark J. P. (Hrsg.) (2021): Exploring imaginary worlds: essays on media, structure, and subcreation. New York, NY: Routledge.
  21. Wyatt, John (2013): The use of imaginary, historical, and actual maps in literature : how British and Irish authors created imaginary worlds to tell their stories (Defoe, Swift, Wordsworth, Kipling, Joyce, Tolkien, etc.). Lewiston [u.a.]: Edwin Mellen Press. 
  22. Zettl, Nepomuk (2020): Eingeschlossene Räume : Das Motiv der Box im Film. Transcript Verlag 2020.

Inhalt

Das Seminar widmet sich zum einen der Bedeutung von Räumen für die filmische Dramaturgie und Narration und zum anderen dem Worldbuilding, also der Frage, wie imaginäre Erzählwelten geschaffen werden. Die Poetik der Räume bestimmt die Handlung, die Atmosphäre und die Symbolik eines Films. Ob ein Film auf einer Insel spielt, in einem Schiff oder U-Boot, in der Wüste oder im Wald, im Hochhaus oder Gefängnis, auf Landstraßen oder im Zug, auf dem ganzen Planeten oder im Mikrokosmos der Ameisen, ausschließlich in den Großaufnahmen der Gesichter oder sogar im Off, also außerhalb des Bildkaders – all das legt den Spielraum der Handlungen fest, bedingt auch Genres und Figurenkonstellationen, konstituiert Sinn- und Wertesysteme. Topo-Analyse hat Gaston Bachelard seine phänomenologische Betrachtung des Raumes in der Literatur genannt und hier die „Psychologie des Hauses“ in ihrer Vertikalstruktur untersucht; bedeutsam ist das zum Beispiel für den Horrorfilm.
Abseits dieser Orte, die wir aus unserer Alltagswelt kennen oder dort finden könnten, erschaffen Filme aber auch imaginäre Welten und bauen sie aus Worten, Bildern und Tönen. Für die Subcreation dieser sekundären Welten schöpfen sie, wie J.R.R. Tolkien betont, aus unserer primären Welt und kombinieren bestehende Konzepte auf neue Weise. Für das Worldbuilding spielen, so Mark Wolf, drei Komponenten eine Rolle: (1) Invention: ist der lebendigste und kreativste Teil mit dem Ziel, die fiktionale Welt in ihren Prämissen und ihrem Setting festzulegen, in ihrer Räumlichkeit, Flora und Fauna, ihren Figuren, Sprachen, Kostümen etc. zu erschaffen. (2) Completeness: also der Detailgrad der Ausarbeitung, der wesentlich darüber bestimmt, ob wir als Rezipienten das Gefühl haben, dass diese Welt tatsächlich eine eigene Existenz besitzt – das kann so weit gehen, dass sogar eigene Sprachen entwickelt werden. (3) Consistency: die Stimmigkeit, die innere Logik des Systems; neue Details, neue Geschichten, die an- und eingebaut werden, müssen sich widerspruchsfrei einfügen, dürfen den Prämissen der Storyworld nicht widersprechen. Doch indem wir von einer Erzählwelt (oder Diegese) sprechen, gehen wir davon aus, dass es solch eine Welt geben würde: bis ins Detail und den letzten Winkel ausgearbeitet. Marie-Laure Ryan problematisiert zurecht: „Das Konzept der Storyworld ist inuitiv gesehen recht sinnvoll, aber nur sehr schwer theoretisch exakt zu definieren. Der Wortbestandteil ‚Welt‘ deutet auf einen Raum hin, aber eine ‚Geschichte‘ ist eine Folge von Ereignissen, die sich in der Zeit entwickelt. Storyworld sind daher mehr als statische Container für die Objekte, die in einer Geschichte erwähnt werden. Sie sind dynamische Modelle sich entwickelnder Situationen. Wir können sagen: Sie sind mentale Simulationen der Entwicklung des Plots.“ Das führt uns dazu, den Wegen Beachtung zu schenken, welche die Figuren oder die Kamera einschlagen. Denn über die gebahnten Wege wird die Erzählwelt erst dynamisch entfaltet - sogar eins zu eins in den sogenannten One-Shot-Filmen. 

Termine

Datum (Wochentag) Zeit Ort
24.10.2022 (Montag) 14:15 - 15:45 00 211 Hörsaal
9181 - Medienhaus
31.10.2022 (Montag) 14:15 - 15:45 00 211 Hörsaal
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07.11.2022 (Montag) 14:15 - 15:45 00 211 Hörsaal
9181 - Medienhaus
14.11.2022 (Montag) 14:15 - 15:45 00 211 Hörsaal
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21.11.2022 (Montag) 14:15 - 15:45 00 211 Hörsaal
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28.11.2022 (Montag) 14:15 - 15:45 00 211 Hörsaal
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05.12.2022 (Montag) 14:15 - 15:45 00 211 Hörsaal
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12.12.2022 (Montag) 14:15 - 15:45 00 211 Hörsaal
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19.12.2022 (Montag) 14:15 - 15:45 00 211 Hörsaal
9181 - Medienhaus
09.01.2023 (Montag) 14:15 - 15:45 00 211 Hörsaal
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16.01.2023 (Montag) 14:15 - 15:45 00 211 Hörsaal
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23.01.2023 (Montag) 14:15 - 15:45 00 211 Hörsaal
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30.01.2023 (Montag) 14:15 - 15:45 00 211 Hörsaal
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06.02.2023 (Montag) 14:15 - 15:45 00 211 Hörsaal
9181 - Medienhaus